Vorurteile gegenüber der privaten Krankenversicherung (PKV) – Was ist dran?
Die private Krankenversicherung (PKV) steht häufig in der Kritik und wird mit einer Reihe von Vorurteilen belegt. Dabei entstehen viele Missverständnisse durch Unkenntnis oder ungenaue Informationen. In diesem Blogbeitrag möchte ich einige der gängigsten Vorurteile aufgreifen und überprüfen, ob sie der Realität standhalten.
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„Die PKV ist nur für reiche Menschen.“
Ein weit verbreitetes Vorurteil ist, dass nur Besserverdienende sich eine private Krankenversicherung leisten können. Zwar hängt die PKV oft mit einem höheren Einkommen zusammen, da nur Menschen über einer bestimmten Einkommensgrenze (der Versicherungspflichtgrenze) oder Selbstständige und Beamte sich privat versichern dürfen. Doch das heißt nicht automatisch, dass die PKV unbezahlbar ist.
Die Beiträge in der PKV richten sich nach individuellen Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand und gewähltem Leistungsumfang. Junge, gesunde Versicherte können von vergleichsweise günstigen Beiträgen profitieren. Zudem bieten viele Versicherer flexible Tarife an, die an persönliche Bedürfnisse angepasst werden können. Für Beamte sind die Beiträge durch die staatliche Beihilfe sogar besonders attraktiv.
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„Privatversicherte erhalten immer die beste Behandlung.“
Es ist zwar korrekt, dass Privatversicherte in vielen Fällen schneller Termine bekommen und manchmal bevorzugt behandelt werden, besonders in Bereichen wie der Facharztbehandlung. Allerdings bedeutet das nicht zwangsläufig, dass alle Privatversicherten eine bessere medizinische Versorgung genießen. Die Qualität der Behandlung hängt letztlich vom Arzt, der Klinik und der Diagnose ab, nicht ausschließlich von der Art der Versicherung.
Auch gesetzlich Versicherte können mit entsprechenden Zusatzversicherungen viele Vorteile der privaten Krankenversicherung nutzen, z.B. eine Chefarztbehandlung oder den Aufenthalt im Einbettzimmer.
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„Die PKV wird im Alter unbezahlbar.“
Ein häufiges Argument gegen die PKV ist, dass die Beiträge im Alter unerschwinglich werden. Es stimmt, dass die Prämien im Laufe des Lebens steigen, da die Gesundheitskosten mit zunehmendem Alter höher ausfallen. Allerdings gibt es in der PKV sogenannte Altersrückstellungen, die dafür sorgen, dass Beitragssteigerungen abgefedert werden. Außerdem bieten viele Versicherer spezielle Tarife oder Beitragssenkungsoptionen für ältere Versicherte an.
Darüber hinaus gibt es den sogenannten Basistarif, der eine Art Auffanglösung darstellt und vom Leistungsspektrum her vergleichbar mit der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist. Dieser Tarif sorgt dafür, dass Versicherte auch im hohen Alter nicht ohne Schutz dastehen.
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„Die PKV ist unsozial und spaltet die Gesellschaft.“
Kritiker behaupten, dass die PKV ein Zweiklassen-Gesundheitssystem fördert, da Privatversicherte Vorteile genießen, die gesetzlich Versicherte nicht haben. Tatsächlich gibt es Unterschiede, zum Beispiel in der Terminvergabe oder der Abrechnung bestimmter Leistungen. Doch ob das gesamte System „unsozial“ ist, hängt von der Perspektive ab.
Man kann argumentieren, dass durch die PKV Druck von der gesetzlichen Krankenversicherung genommen wird, da die privat Versicherten nicht im GKV-System mitfinanziert werden. Außerdem gibt es in der GKV das Solidaritätsprinzip: Höherverdienende zahlen hier mehr ein, auch wenn sie weniger medizinische Leistungen in Anspruch nehmen.
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„Der Wechsel zurück in die GKV ist unmöglich.“
Viele Menschen glauben, dass ein Wechsel von der PKV zurück in die gesetzliche Krankenversicherung praktisch unmöglich ist. Dies ist allerdings nicht ganz korrekt. Unter bestimmten Voraussetzungen ist der Wechsel zurück möglich, z.B. wenn das Einkommen unter die Versicherungspflichtgrenze fällt oder durch den Statuswechsel von Selbstständigkeit in eine Angestelltenposition.
Für Menschen über 55 Jahren ist der Wechsel jedoch tatsächlich deutlich schwieriger, da sie in der Regel nicht mehr in die gesetzliche Krankenversicherung aufgenommen werden. Deshalb sollte die Entscheidung für oder gegen die PKV gut überlegt und langfristig geplant sein.
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„Die PKV deckt nicht alles ab.“
Ein weiteres Vorurteil lautet, dass die private Krankenversicherung nur bestimmte Leistungen abdeckt und vieles selbst bezahlt werden muss. Das stimmt so nicht. Die PKV bietet in der Regel umfangreiche Leistungen, die in vielen Fällen sogar über das Niveau der gesetzlichen Krankenversicherung hinausgehen.
Es stimmt jedoch, dass manche Tarife Ausschlüsse oder Selbstbehalte enthalten können. Hier gilt es, bei der Auswahl des Tarifs genau hinzusehen und die eigenen Bedürfnisse mit dem angebotenen Versicherungsschutz abzugleichen. Wer beispielsweise oft alternative Heilmethoden oder Zahnersatz benötigt, sollte darauf achten, dass der entsprechende Tarif diese Leistungen umfassend abdeckt.
Fazit
Die private Krankenversicherung ist nicht für jeden geeignet und hat Vor- und Nachteile, die individuell abgewogen werden müssen. Viele der gängigen Vorurteile basieren jedoch auf Missverständnissen oder verallgemeinerten Aussagen. Wer sich fundiert über die PKV informiert und die eigenen Bedürfnisse genau analysiert, kann eine gut informierte Entscheidung treffen.
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